www. forschung-fischerprivat.de

 

 

Immanuel Velikovsky

 

Welten im Zusammenstoß

 

Velikovskys Untersuchungen dienen in erster Linie dazu, kosmische Katastrophenszenarien an Hand weltweiter Katastrophenberichte zu stützen. In dieser Untersuchung werde ich seine Interpretationen dieser Katastrophenberichte einer kritischen Betrachtung unterziehen.

 

 

 

 

Zitate aus  Velikovskys Buch  „ Welten im Zusammenstoß ’’

Überlegungen

9

 

In einigen wenigen Fällen ist es nicht möglich, mit Sicherheit anzugeben, ob sich eine Aufzeichnung oder Überlieferung auf die eine oder andere Katastrophe im Laufe dieser langen Zeit bezieht; es ist auch möglich, daß in einigen Überlieferungen Elemente aus verschiedenen Zeiten miteinander verschmolzen sind. Für die abschließende Untersuchung ist es jedoch nicht so wesentlich, die Berichte einzelner Weltkatastrophen in jedem Fall scharf voneinander zu trennen. Wichtiger scheint es, nachzuweisen, erstens, daß es in geschichtlicher Zeit Naturkatastrophen von erdweitem Ausmaß gab, zweitens, daß diese Katastrophen durch außerirdische Ursachen ausgelöst wurden, und drittens, daß diese Ursachen im einzelnen bestimmt werden können.

Solche Feststellungen führen zu zahllosen weiteren Folgerungen. Auf diese brauche ich hier nicht weiter einzugehen, da ich mich im Schlußwort mit ihnen befasse.

 

 

Ob es nun gefällt oder nicht, die Aussage einer weltweiten Katastrophe, kann ohne eine weltweite Vernetzung der Informationssysteme in den Dimensionen der Gleichzeitigkeit des Zugriffs auf diese Informationen, nicht getroffen werden. Wer das behauptet, befindet sich in einer Informationfalle, das heißt er schließt unkritisch und unzulässig aus seinen elektronischen Informationsmöglichkeiten auf die Möglichkeiten nicht zeitgleicher, weltweiter Vernetzungen.

18

 

…Er weiß nicht, wie die Erde zehn Kilometer unter seinen Füßen ausschaut; er weiß nicht, wie die Berge entstanden sind oder was die Kontinente auftauchen ließ, obwohl er auch darüber Hypothesen aufstellt; und er weiß nichts über die Herkunft des Erdöls - nichts außer Hypothesen. Er weiß auch nicht, warum - wie er vermutet - jüngst noch eine dicke Gletscherdecke auf dem größten Teil Europas und Nordamerikas lastete, oder wie jenseits des Polarkreises jemals Palmen wachsen konnten. Er weiß weder, wie es dazu kam, daß die Inlandseen der alten und der neuen Welt heute von ein und derselben Tierwelt bevölkert sind, noch weiß er, woher das Salz im Meere kommt. Obwohl dem Menschen bekannt ist, daß er Millionen Jahre lang auf diesem Planeten gelebt hat, findet er eine geschriebene Geschichte nur für einige tausend Jahre vor, und selbst diese wenigen tausend Jahre sind keineswegs ausreichend erforscht. Warum ging die Bronzezeit der Eisenzeit voraus, obwohl doch das Eisen viel weiter in der Welt verbreitet und seine Herstellung einfacher ist als die jener Legierung von Kupfer und Zinn? Mit welchen mechanischen Hilfsmitteln wurden Bauwerke aus ungeheuren Blöcken auf den hohen Bergen der Anden errichtet?

Wie kam es, daß die Legende von der Sintflut in allen Ländern der Erde entstanden ist? Liegt irgendein vollentsprechender Sinn in dem Ausdruck „vorsintflutlich"? Aus welchen Erlebnissen erwuchsen die eschatologischen Vorstellungsbilder vom Weltende?

In diesem Werk, dessen ersten Teil das vorliegende Buch darsteIlt, wird auf einige dieser Fragen eine Antwort erteilt werden, aber nur unter gleichzeitiger

Aufgabe gewisser Prinzipien, die gegenwärtig als geheiligte wissenschaftliche Gesetze gelten - daß das Sonnensystem in seiner heutigen Verfassung Millionen von Jahren alt sei, daß die Erde immer auf derselben Bahn kreiste -, mit allem, was dies für die Entwicklungslehre bedeutet.

 

 

Interessante Fragen, deren Beantwortung er für einige in Aussicht stellt.

Die Sintflutfrage als Weltkatastrophe ist bei der Dichte ununterbrochener regionaler Überschwemmungen von vornherein hinreichend beantwortet.

Für jede Region stellt sich eine Flutkatastrophe als Sintflut dar. Außerdem ist aus diesem Grunde die Annahme einer weltweiten Flutkatastrophe nicht einmal sinnvoll, falls es keine anderen Hinweise als die bloße Vermutung gibt.

31

 

Der Planet Erde hat eine steinige Schale, die Lithosphre; sie besteht aus Glutgestein, wie Granit und Basalt, und aus dem obenaufliegendem Sedimentgestein. Das Glutgestein stellt die ursprüngliche Erdkruste dar, während das Sedimentgestein vom Wasser abgelagert wurde.

Die innere Zusammensetzung der Erde ist nicht bekannt. Die Ausbreitung der Erdbebenwellen stützt die Annahme, daß die Schale der Erde über 3003 Kilometer stark ist, während auf Grund der Gravitationswirkung der Gebirgsmassen (der Theorie der lsostasie) die Dicke der Schale auf nur 100 Kilometer zu schätzen wäre.

Die Anwesenheit von Eisen in der Schale, sowie die Wanderung schwerer Metalle aus dem Kern in die Schale hinein sind nicht genügend erklärt. Um den Kern zu verlassen, hätten die Metalle durch Explosionen ausgestoßen werden müssen, und damit sie überall in der Schale verteilt steckenblieben, hätte auf die Explosion unmittelbar eine Abkühlung folgen müssen.

Wenn der Planet am Anfang ein heißes Gemisch von Elementen gewesen wäre, wie sowohl die Rotationstheorie als auch die Gezeitenhypothese annehmen, dann wäre das Eisen der Erdkugel oxydiert und hätte allen verfügbaren Sauerstoff gebunden. Aus irgendeinem unbekannten Grund geschah dies jedoch nicht, und so ist die Anwesenheit von Sauerstoff in der Erdatmosphäre unerklärt.

Das Wasser der Meere enthält einen großen Anteil löslichen Chlornatriums, gewöhnliches Kochsalz. Das Natrium könnte vom Regen ausgewaschenem Gestein entstammen; aber Gestein ist arm an Chlor, und das Verhältnis von Natrium und Chlor im Meerwasser setzte das fünfzigfache des tatsächlichen Chlorgehalts im Gestein voraus.

Die tiefen Schichten des Glutgesteines enthalten keine Anzeichen fossilen Lebens.In den Sedimentgesteinen dagegen finden sich die Skelette von See-und Landtieren eingebettet, oft in vielen Schichten übereinander. Nicht selten findet man, daß Glutgestein in das Sedimentgestein hineinragt oder

 

Die Glutgesteinsfrage ist von den Geologen offensichtlich noch nicht hinreichend geklärt, angesichts der Tatsache, dass der Granit in den Verdacht gerät, ein Sedimentgestein zu sein.

Die ungelöste Salzfrage in den Weltmeeren deutet unter anderem auch auf Technologien untergegangener Zivilisationen hin. Genau wie auch unsere Technologien unterschiedlichste Chemikalien in den Naturkreislauf entlassen.

 

 

 

 

 

Da heute außer eingesinterte Coladosen und Gummistiefel offensichtlich keine Versteigerungsvorgänge zu beobachten sind, Geologen und Paläontologen würden hinreichend darüber informieren, ist der Schluss zulässig, Versteinerung ist in der Regel - bis zum Beweis des Gegenteils - ein technologischer Vorgang. Und die oft beschworenen Schichtungen als offene Bücher der Erdgeschichte sind angedeutete Kulturhorizonte der Berg - und Felsbau betreibenden Zivilisationen.

es gar in großen Schichten überlagert; daraus muß man auf                        32

hintereinanderfolgende Eruptionen des Glutgesteins schließen, das zu einer Zeit erhitzt und geschmolzen wurde, als es schon Leben auf der Erde gab. Auf Schichten, die keinerlei Zeichen fossilen Lebens zeigen, lagern Schichten, die Muscheln enthalten, wobei die Muscheln mitunter so zahlreich sind, daß sie die gesamte Masse des Gesteins ausmachen. Oft findet man sie in dem härtesten Gestein.  Höhere Schichten enthalten die Skelette von Landtieren, oft ausgestorbener Arten, und nicht selten lagern über diesen Schichten mit den Überbleibseln von Landtieren Schichten mit Meeres-Fauna. Die verschiedenen Tierarten, ja selbst die Gattungen ändern sich mit den Schichten. Oft nehmen die Schichten eine schräge Lage ein, so daß sie manchmal fast senkrecht stehen. Häufig sind sie verworfen und auf alle mögliche Weise übereinandergestürzt.

Cuvier (1769-1832), der Begründer der Paläontologie der Vertebraten, mit anderen Worten. der Wissenschaft von den versteinerten Oberresten der Wirbeltiere von den Fischen bis zum Menschen, war tief beeindruckt durch das Bild, wie es die Schichtenfolge der Erde bietet.

"Wenn der Reisende die fruchtbaren Ebenen durchstreift, in welchen ruhige Gewässer durch ihren regelmäßigen Lauf eine üppige Vegetation unterhalten, und deren Boden von zahlreichen Menschen bewohnt, mit blühenden Dörfern, mit reichen Städten, mit prächtigen Denkmälern geschmückt ist, und die Greuel des Krieges und die Unterdrückungen der Mächtigen nie erfahren hat, so wird er sich nicht leicht versucht fühlen zu glauben, daß auch die Natur ihre innerlichen Kriege gehabt habe und die Oberfläche der Erde durch eine Folge von Umwälzungen und mannichfaltigen Catastrophen verheert worden sey. Aber es ändern sich diese Ansichten, sobald er in das Innere dieses jetzt so friedlichen Bodens einzudringen sucht." '

Cuvier glaubte, daß sich große Katastrophen auf dieser Erde abgespielt und dabei wiederholt Meeresgrund in Festland und Festland in Meeresgrund verwandelt hätten. Er war überzeugt, daß Arten und Gattungen seit der Schöpfung unverändert seien; aber aus der Beobachtung verschiedenartiger Tierüberreste in den verschiedenen Erdschichten schloß er, daß Katastrophen das Leben in weiten Gebieten vernichtet haben müßten und

 

 

 

33

 

auf diese Weise Raum für andere Lebensformen schufen. Woher kamen diese anderen Arten? Entweder waren sie neu geschaffen oder -- wahrscheinlicher — wanderten sie aus anderen Teilen der Erde ein, die zu diesem Zeitpunkt nicht auch gerade von derartigen Katastrophen heimgesucht waren.

Die Ursache dieser Katastrophen konnte er nicht finden. In ihren Spuren sah cr „dasjenige Problem» der Geologie, dessen Auflösung von der größten \Vichtigkeir ist", aber er erkannte-. „um es ganz auflösen zu können, müßte man die Ursache dieser Ereignisse auffinden ein Unternehmen, das noch mir ganz anderen und größeren Schwierigkeiten zu kämpfen haben dürfte". Er wußte nur um „viele fruchtlose Versuche", die man gemacht hatte, Und er sah sich selbst nicht in der Lage, eine Erklärung zu bieten. „Diese Gedanken haben mich verfolgt, fast möchte ich sagen, gepeinigt, während ich meine Untersuchungen über die fossilen Knochen anstellte."

Cuviers Theorie der unveränderlichen Lebensformen und der vernichtenden Katastrophen wurde ersetzt durch Entwicklungstheorien sowohl in der Geologie (Lyell) wie in der Biologie (Darwin). Die Gebirge sind Überbleibsel von Hochflächen, die durch Wind und Wasser in einem ganz langsamen Prozeß ausgewaschen wurden. Sedimentgestein ist Geröllschutt von Glutgestein, der vom Regen ausgewaschen, dann ins Meer gespült und dort langsam abgelagert wurde. Skelette von Vögeln und von Landtieren in diesem Gestein sollen von Tieren stammen, die nahe der Meeresküste in dem flachen Wasser wateten, während des Watens vorn Tode ereilt und von den Ablagerungen bedeckt wurden, bevor Fische die Kadaver zerstören oder das Wasser die Knochen der Skelette zerstreuen konnte. Keine tiefgreifenden Katastrophen unterbrachen diesen langsamen und stetigen Vorgang. Die Entwicklungslehre, die bis zu Aristoteles zurückgeführt werden kann und die in den Tagen Cuviers von Lamarek und nach ihm von Darwin gelehrt wurde, hat in der Naturwissenschaft fast hundert Jahre lang allgemein als richtig gegolten.

Sedimentgestein bedeckt hohe. Gebirge, und selbst noch das höchste von ihnen, den 1-Limalava; Muscheln und die Skelette von Meerestieren finden sich dort. Das kann nur heißen, daß in alten Zeiten Fische über diese Berge schwammen. Wie kam es, daß diese Berge sich hoben?

Irgendeine Kraft, die von innen her drückte oder von außen zog oder von der Seite her schob, mußte diese Berge aufgetürmt, Kontinente von

 

 

34

 

Grunde des Meeres gehoben und andere Ländermassen untergetaucht haben.

Wenn wir nicht wissen, welcher Art diese Kräfte waren, können wir das Problem der Entstehung der Gebirge und Kontinente nicht beantworten, wo auch immer auf der Erde wir davor gestellt werden. Hinsichtlich der Ostküste von Nordamerika siebt dieses Problem etwa so aus:

„Vor - geologisch gesellen - nicht allzulanger Zeit war die flache Ebene von New Jersey bis Florida vom Meer überspült. In jenen Tagen brach sich die Meeresbrandung unmittelbar an dem alten Appalachrngcbirge. Vorher war der südöstliche Teil des Gebirgszuges unter den Meeresspiegel abgesunken und mit einer Schicht von Sand und Schlamm bedeckt worden, die secwirts an Dicke zunahm. Die keilförmige Masse mariner Ablagerungen wurde dann hochgehoben, Flüsse schnitten sich in sie ein, und so entstand die Atlantikküste der Vereinigten Staaten. Warum wurde sie angehoben? Nach Westen zu liegen die Appalachen. Die Geologen berichten uns von den spannungsreichen Zeiten, als ein langer, sich von Alabama nach Neufundland hinziehender Felsenstreifen eingezwängt und zusammengeschoben wurde, uni dieses Gebirgssystem zu bilden. Warum? Wie geschah dies? In früheren Zeiten überspülte das Meer die Gegend der Great Plains von Mexiko bis Alaska, und dann zog es sich zurück. Warum dieser Wechsel?"s

Die Entstehung der Cordilleren - „Wiederum ruft das Geheimnis der Gebirgsbildung nach einer Lösung."

Und so ist es auf der ganzen Welt. Der Himalaya lag unter dem Spiegel des Meeres. Heute erhebt sich Eurasien fünf Kilometer und mehr über dem Grund des Pazifik. Warum?

„Das Problem der Gebirgsbildung ist verwirrend: Viele von ihnen (den Bergen) werden aus tangential zusammengedrückten und umgestürzten Gesteinsschichten gebildet, die auf eine Verkürzung der Erdkruste um Dutzende von Kilometern hinweisen. Eine radiale Schrumpfung ist hoffnungslos unzureichend, um das beobachtete Ausmaß horizontaler Zusammenschiebung hervorzurufen. Darin liegt die eigentliche Schwierigkeit des Problems der Gebirgsbildung. Bis jetzt haben die Geologen noch keinen befriedigenden Ausweg aus diesem Dilemma gefunden."

Selbst die Verfasser von Lehrbüchern gestehen ihre Unwissenheit ein.

 

 

35

 

„Warum sind die Meeresböden ferner Zeiten zu den Bergeshöhen von heute geworden? Was schafft die ungeheuren Kräfte. die das Gestein in den Bergmassiven biegen, brechen und zermalmen? Diese Fragen warten noch auf eine befriedigende Antwort.” Die Hebung der Gebirge ist vermutlich sehr langsam und allmählich vor sich gegangen. Andererseits ist es klar, daß das Glutgestein, nachdem es einmal erhärtet war, erst wieder flüssig werden mußte, um das Scdimentgcstcin zu durchdringen und sich darüber auszubreiten_ Man weiß nicht, was diesen Prozeß ausgelöst hat, aber es gilt als sicher, daß er sich abgespielt hat lange bevor der Mensen auf der Erde erschien. In ähnlicher Weise sieht man sich vor schwierige Probleme gestellt, wenn Schädel eines urtümlichen Menschentyps in jungen Ablagerungen oder Schädel eines jungen Typs zusammen mit den Knochen ausgestorbener Tiere in alten Ablagerungen gefunden werden. Gelegentlich wird sogar bei Bergbauarbeiten ein menschlicher Schädel mitten in einem Berg unter einer dicken Schicht von Basalt oder Granit gefunden, so der Schädel von Calaveras in Kalifornien.

Menschliche Überreste und menschliche Geräte aus Knochen, poliertem Stein oder Ton finden sich unter großen Ablagerungen von Schutt und Kies von oft bis zu 30 Meter Dicke.

Die Herkunft von Ton, Sand und Kies auf Glut- und Sedimentgestein wirft ein weiteres Problem auf. Die Theorie von den Eiszeiten wurde aufgestellt (1840), um diese und andere rätselhafte Erscheinungen zu erklären. So weit nördlich wie Spitzbergen am Polarkreis entstanden irgendwann in der Vergangenheit Korallenriffe, die doch nirgends außer den tropischen Breiten vorkommen; auch Palmen wuchsen an Spitzbergen. Der antarktische Kontinent, der heute nicht einen einzigen Baum trägt, muß irgendwann einmal von Wäldern bedeckt gewesen sein, da er Kohlenvorkommen besitzt.

Wie wir sehen, ist unser Planet voll von Geheimnissen. Wir sind der Lösung des Problems vorn Ursprung des Sonnensystems durch die Erforschung des Planeten unter unseren Füßen nicht nähergekommen; wir sind im Gegenteil auf viele andere ungelöste Probleme hinsichtlich der Gesteinshülle, der Wasserhülle und der Lufthülle der Erde gestoßen. Werden wir mehr Glück haben, wenn wir den Vorgang zu ergründen versuchen, der die Veränderungen auf der Erdkugel in der jüngsten geologischen Epoche hervorrief, der Epoche der letzten Eiszeit, einer Periode schon nahe der Zeit, die man als geschichtlich betrachtet?

 

 

36

 

Vor wenigen tausend Jahren sollen weite Gebiete Europas und Nordamerikas mit Gletschern bedeckt gewesen sein. Ewiges Eis lag nicht nur auf den Hängen hoher Gebirge, sondern lastete in mächtigen Massen auf den Kontinenten; selbst in den gemäßigten Breiten. Da wo heute der Hudson, die Elbe und der obere Dniepr fließen, lagen damals eisige Einöden. Sie glichen dem riesigen Gletscher Grönlands, der die ganze Insel bedeckt. Es gibt Anzeichen dafür, daß der Rückzug dieser Gletscher durch ein neues Vordringen des Eises umerbrochen wurde, und daß sie zu verschiedenen Zeiten auch verschiedene Grenzen hatten. Die Geologen sind in der Lage, diese Begrenzungslinien der Gletscher aufzufinden. Das Eis bewegt sich langsam und schiebt dabei Steine vor sich her, und diese Anhäufungen von Steinen, Moränen genannt, bleiben übrig, wenn der abschmelzende Gletscher zurückweicht. Man hat die Spuren von fünf oder sechs aufeinanderfolgenden Rückzügen der Eisdecke während der Eiszeit bzw. von fünf oder sechs Glaeialperioden gefunden. Irgendeine Kniff schob die Eisdecke immer wieder in die gem:ißigic 'Zone vor. Man kennt weder die Ursache für die Eiszeiten, noch für das Zurückweichen dieser Eiswüsten; auch der Zeitpunkt dieser Rückzüge ist ein Gegenstand reiner Vermutungen.

Alle möglichen Ideen wurden vorgebracht, alle möglichen Spekulationen angestellt, um zu erklären, wie die Eisvorstöße zustande kamen und warum sie wieder aufhörten. Einige nahmen an, daß die Sonne zu verschiedenen Zeiten mehr oder weniger Hitze aussende und damit Wiirme- und Kälteperioden auf der Erde hervorrufe; aber irgendwelches Beweismaterial zur Stützung der Hypothese, daß die Sonne ein solcher „veränderlicher Stern" sei, wurde nicht vorgebracht.

Andere vermuteten, daß der Weltenraum wärmere und kältere Regionen habe und daß die Vereisung sich auf näher an den Tropen liegende Breiten ausdehne, wenn unser Sonnensystem diese kühleren Regionen passiert, Es konnten aber keine physikalischen Faktoren gefunden werden, die für diese mutmaßlichen kalten und warmen Regionen im Raume verantwortlich sein könnten. Einige erwogen, ob etwa das Vorrücken der Tag- und Nachtgleiche oder der langsame Richtungswechsel der Erdachse periodische Klimaveränderungen verursachen könnten. Aber es ließ sich nachweisen, daß der Unterschied in der Sonneneinstrahlung nicht groß genug, sein konnte, um die Eiszeiten hervorzurufen.

 

 

38

 

aber es ließ sich entweder nicht beweisen, daß die für solche Veränderungen nötigen Voraussetzungen wirklich einmal existiert hatten, oder daß sie ausgereicht hätten, diese Wirkungen hervorzubringen.

Alle die bisher erwähnten Theorien und Hypothesen müssen versagen, wenn sie nicht einer äußerst wichtigen Tatsache Rechnung tragen: Um solche Eismassen entstehen zu lassen, müssen verstärkte Niederschläge stattgefunden haben. Dieses setzt wiederum eine erhöhte Menge von Wasserdampf in der Atmosphäre voraus, die ihrerseits die Folge vermehrter Verdampfung von der Oberfläche der Ozeane wäre; das aber könnte nur durch Wärme hervorgerufen werden. Eine Anzahl von Wissenschaftlern hat auf diese Tatsache hingewiesen und sogar ausgerechnet, daß der Gesamtwasserspiegel der Meere sich durch Verdampfung uni mehrere Dezimeter gesenkt haben müßte, um eine so dicke Eisdecke wie die der Eiszeit hervorzubringen. Eine solche Verdunstung der Meere, unmittelbar gefolgt von einem schnellen bis in die gemäßigten Breiten reichenden Gefrierungsprozeß würde dann die Eiszeit hervorgebracht haben. Die Frage ist nur: was könnte diese Verdunstung und die unmittelbar darauffolgende Einfrierung hervorgerufen haben? Da die Ursache eines derart schnellen Wechsels zwischen Erwärmung und Abkühlung großer Teile des Globus nicht erkennbar ist, wird eingeräumt, daß „gegenwärtig die Ursache einer so übermäßigen Eisbildung auf den Festländern ein verblüffendes Phänomen bleibt, eine der wichtigsten Fragen an einen künftigen Erforscher der ungelösten Rätsel unserer Erde" ". Wenn die Ursachen des Auftretens und späteren Verschwindens der Gletscherdecke unbekannt sind, so ist die geographische Ausdehnung der vorn Eis bedeckten Gebiete eine nicht minder ungelöste Frage. Warum bewegte sich auf der südlichen Halbkugel die Eisdecke aus den tropischen Zonen Afrikas auf die Südpolarregion zu und nicht in umgekehrter Richtung? Und eine ähnliche Frage — warum rückte auf der nördlichen Halbkugel das Eis  in Indien vom 'Äquator aus auf den Himalava und die höheren Breiten zu? Warum bedeckten die Gletscher der Eiszeit den größten Teil Nordamerikas und Europas, während der Norden Asiens frei blieb? In Arnerika erstreckte sich die Eisdecke bis zum 40. Breitengrad und noch darüber hinaus, in Europa erreichte sie den 50. Breitengrad, aber der Nordosten Sibiriens war noch jenseits des Polarkreises, ja noch jenseits des 75. Breitengrades, vom ewigen Eise frei. Weder die Hypothesen von einer er-

 

 

39

 

höhten oder verminderten Sonneneinstrahlung infolge solarer Veränderungen oder von wechselnden "Temperaturen innerhalb des Weltenraumes, noch andere derartige liypothesen können an dieser Frage vorbeigehen. Die Gletscher entstehen in den Regionen des ewigen Schnees; aus diesem Grunde bleiben sie auf den hängen der Hochgebirge. Der Norden Sibiriens aber ist die Uteste Stelle der Erde. Warum erfaßte die Eiszeit nicht diese Gegend, anstatt das Tal des Mississippi und ganz Afrika südlich des Aquators heimzusuchen? Niemand hat eine befriedigende Erklärung für dieses Problem vorgebracht.

 

 

44

 

Die Weltalter

Die Vorstellung von Weltaltern, die infolge gewaltsamer Umwälzungen in der Natur untergingen, ist allgemein auf der Erde verbreitet. Die Zahl dieser Weltalter ist von Volk zu Volk und von Überlieferung zu Überlieferung verschieden. Der Unterschied besteht in der Zahl der Katastrophen, die das betreffende Volk in der Erinnerung bewahrt hat, oder darin, wie es das Ende eines Weltalters berechnete.

Wie Varro berichtet, enthielten die Annalen der alten Etrusker Aufzeichnungen über sieben abgelaufene Weltalter. Censorinus, ein Schriftsteller des dritten christlichen Jahrhunderts und Kompilator des Varro, schreibt: „Die Menschen glaubten, daß am Ende jedes Weltalters verschiedene Wunderzeichen erschienen, durch welche die Götter die Sterblichen warnten. Die Etrusker waren in der Sternkunde wohlerfahren, und nachdem sie diese Wunderzeichen aufmerksam beobachtet hatten, hielten sie diese Beobachtungen in ihren Büchern fest." 16

Die Griechen besaßen ähnliche Überlieferungen. „Es gibt eine Zeit", so schreibt Censorinus, „die von Aristoteles Annus Supremus genannt wurde und an deren Ende Sonne, Mond und alle Planeten in ihre Ausgangsstellungen zurückgehen. Dieses Annus Supremus hat einen großen Winter, den die Griechen Kataclysmus nennen, was soviel wie Sintflut heißt, sowie einen langen Sommer, von den Griechen Ekpyrosis oder Verbrennung der Welt genannt. In der Tat scheint die Welt in diesen Epochen abwechslungsweise überschwemmt und verbrannt zu werden."

Anaximenes und Anaximander im sechsten vorchristlichen Jahrhundert

 

 

46

 

Entsprechende Oberlieferungen von vier abgelaufenen Weltaltern – das gegenwärtige 'Weltalter ist das fünfte – haben sich an den Küsten des bengalischen Meerbusens und im Hochland von Tibet erhalten'''. Bhagavata Purana, ein heiliges Buch der Inder, berichtet von vier Weltaltern mit Pralavas oder Kataclysmcn, bei denen in mehreren Epochen die Menschheit beinahe vernichtet wurde. Das fünfte Weltalter ist das gegenwärtige. Die Weltalter heißen Kalpas oder Yugas. Jedes Weltalter ging in Katastrophen unter, in Feuersglut, Flut oder Orkanen. Andere heilige Bücher der Inder, Ezour Veda und Bhaga Veda, halten sich auch an den Plan von vier abgelaufenen Weltaltern und unterscheiden. sich nur in der Zahl der jedem zugeschriebenen Jahre``. In den Vishuddi-Magga heißt es unter dem Kapitel „Welt-Zyklen"„ daß es „drei Zerstörungen gibt: die Zerstörung durch Wasser, die Zerstörung durch Feuer und die Zerstörung durch Wind", dar es aber sieben Weltalter gibt, deren jedes vorn vorhergehenden durch eine Weltkatastrophe getrennt ist".

Ein weiterer Hinweis auf Weltalter und Weltkatastrophen ist im Avesta enthalten, dem heiligen Buch des Mazdaismus, der alten Religion der Perser''. Bahman Yast, ein Buch des Avesta, zählt sieben Weltalter oder

 

 

48

 

_          .           .

waren, die Menschen geschaffen waren und Leben sich kundgetan hatte." ." Eine Oherlieferung von aufeinanderfolgenden Schöpfungen und Weltuntergängcn findet sich im Stillen Ozean, und zwar auf Hawai 32 und aus den Inseln Polynesiens: Es gab neun Zeitalter, und in jedem wölbte sich ei n anderer Himmel über der Erde'. Auch die [ständer glaubten, daß neun Welten in einer Folge von Zeitaltern untergingen, eine Überlieferung, die in der Edda erhalten ist "1.

Die rabbinische Vorstellung der Weltalter nahm eine nach dem Exil ausgepr:igte Form an. Schon vor der Geburt unserer Erde waren Welten geschaffen und ins Leben gerufen worden, jedoch nur, um bald wieder zerstört zu werden. „Er schuf mehrere Welten vor der unsrigen, aber Fr zerstörte sie alle." Auch diese Welt genügte, als sie geschaffen worden war, dem göttlichen Plan zunächst nicht. Sie änderte ihre Gestalt in sechs aufeinanderfolgenden Umformungen. Nach jeder dieser Katastrophen wurden neue Verhältnisse geschaffen: Auf der vierten Erde lebte die Generation des babylonischen Turmes; wir gehören zu dem siebenten Zeitalter. Alle diese Zeitalter oder „Erden" haben einen besonderen Namen.

Sieben Himmel und sieben Erden wurden geschaffen: Eretz, die siebte, am weitesten zurückliegende; A darnah, die sechste; A rka, die f ünfte; Harabah, die vierte; Yabbashah, die dritte; Tevel, die zweite; und „unser eigenes Land mit Namen Heled, wie die anderen von den vorhergehenden getrennt durch Abgrund, Chaos und Wasser" :u. Große. Katastrophen verwandelten das Gesicht der Erde. „Die einen kamen durch Überschwemmung um, die andern gingen durch Verbrennung zugrunde", schrieb der jüdische Philosoph Philo".

Dem rabbinischen Gewährsmann Rashi zufolge weiß die alte Überlicferung von einem regelmäßig wiederkehrenden Einsturz des Himmelsgewölbes zu berichten, wie er sich auch in den Tagen der Sintflut zutrug, und der sieh in Abständen von 1656 Jahren wieLierholze:". Die Dauer der Weltalter nach den armenischen und arabischen Oberlieferungen ist unterschiedlichh

 

 

49

 

Die Sonnen-Zeitalter

Ein Ereignis, das in den Überlieferungen von den Weltaltern immer wiederkehrt, ist das Auftauchen einer neuen Sonne zu Beginn eines jeden Zeitalters. In den Überlieferungen zahlreicher Völker aus aller Welt findet sich das Wort „Zeitalter" ersetzt durch das Wort „Sonne".

Die May as zählten ihre Zeitalter nach den Namen der aufeinanderfolgenden Sonnen. Sie hießen Wasser-Sonne, Erdbeben-Sonne., Hurrikan-Sonne und Feuer-Sonne. „Diese Sonnen bezeichnen die Epochen, denen die verwhiedenen von der Erde bestandenen Katastrophen zugeordnet sind." '"

Ixtlilxochitl (etwa 1568-1648), der indianische Gelehrte, bezeichnete in seinen Annalen der Könige von Tezcuco die Weltalter mit den Namen von „Sonnen" i0. Die Wasser-Sonne (audi Sonne der Wasser) war das erste Zeitalter und fand sein Ende in einer Flut, in der fast alle Lebewesen umkamen; das Zeitalter der Erdbeben-Sonne ging in einem schrecklichen Erdbeben unter, bei dem die Erde an vielen Stellen barst und Berge einfielen. Das WeltaIter der Hurrikan-Sonne wurde von einem kosmischen Orkan zerstört. Die Feuer-Sonne war das Weltalter, das in einem Regen von Feuer unterging"

„Die Nationen von Culhua oder Mexiko", so zitiert Humboldt den spanischen Schriftsteller Gimara aus dem sechzehnten Jahrhundert, „glauben, entsprechend ihrer 1-lieroglyphennialereien, daß vor der Sonne, die sie jetzt bescheint, bereits vier andere der Reihe nach ausgelöscht worden waren. Diese vier Sonnen entsprechen ebensovielen Zeitaltern, in denen das Menschengeschlecht durch Überschwemmungen, durch Erdbeben, durch eine allgemeine Feuersbrunst und durch die Wirkungen verheerender Stürme vernichtet w urde." .2 Jedes einzelne der vier Elemente hatte seinen Anteil an jeder dieser Katastrophen; Wasserflut, Sturmwind, Erdbeben und Feuer gaben den Katastrophen ihren Namen, je nachdem, welches ihmein in den einzelnen Umwälzungen jeweils vorherrschte. Die symbolischen Zeichen der verschiedenen Sonnen finden sich in. den literarischen Dokumenten des vorkolumbischen Mexiko aufgezeichnet'''.

Cinco scJes (lite son edades, oder „fünf Sonnen, die Zeitalter sind", schrieb

 

 

51

 

1)ie Ureinwohner von Britisch Nordborneo erklären heute noch, daß der 1 limmel ursprünglich niedriger war, daß sechs Sonnen vernichtet wurden und die Welt gegenwärtig von der siebten Sonne beschienen wird"'. Sieben Sonnenzeitalter werden in den Manuskripten der Ivlayas, in den heiligen Büchern der Buddhisten und in den Sibyllinischcn Büchern erwähnt. In all den angeführten Quellen wird erklärt (und zwar von den Quellen selbst), daß die „Sonnen" aufeinanderfolgende Epochen bezeichnen, von denen jede in einer großen allgemeinen Vernichtung unterging.

Ist der Grund dafür, daß von den Völkern beider Halbkugeln das Wort „Sonne" an die Stelle des Wortes „Zeitalter" trat. etwa darin zu suchen, daß sich mit jedem Weltalter das Aussehen des Gestirns und seine Bahn im Himmel änderte?

 

 

58

 

Wenn der Kopf eines Kometen so nah an uns vorbeigehen würde, daß er eine Veränderung der Erdbahn bewirken würde, dann würde neben dieser Bahnstörung möglicherweise auch noch eine andere Erscheinung auftreten: Ein Regen von Meteoriten würde die Erde treffen und zu einem wahren Katarakt anwachsen. Steine, im Flug durch die Atmosphäre versengt, würden auf Häuser und Menschen geschleudert.

Im Buch Josua findet sich .zwei Verse vor der Schilderung, wie die Sonn:: für die Dauer einiger Stunden bewegungslos am Himmel stand, die folgende Stelle:

„Und da sie (die K.anaaniterkönige) vor Israel flohen den Weg herab zu Bcth-Horon, ließ der Herr große Steine (avanim gdolot) vorn Himmel auf sie fallen, bis gen Asch, daß sie starben. Und viel mehr starben ihrer von dem Hagel (Steine von barad), denn die Kinder Israel mit dem Schwert erwürgeten" (Josua 10, 11).

Der Verfasser des Buches Josua hatte sicher keine Ahnung vom Zusammenhang der beiden Erscheinungen. Man kann nicht erwarten, daß er irgendwelche Kenntnisse über die Natur von Acrolithen hatte, über die Anziehungskräfte zwischen Himmelskörpern und dergleichen. Da nachdiesem Bericht beide Ereignisse gleichzeitig eintraten, ist es unwahrscheinlich, daß sie erfunden worden wären. Die Meteoriten fielen wie ein \Volkenbruch auf die Erde herab. Sie müssen in sehr großer Zahl gefallen sein, denn sie schlugen mehr Krieger nieder als die Schwerter ihrer Feinde. Uni Menschen zu Hunderten und Tausenden auf dem Felde. zu erschlagen, muß ein Katarakt von Steinen niedergegangen sein. Ein solcher Schwall von Steinen würde bedeuten, daß ein Schwarm Meteoriten oder ein Komet unseren Planeten getroffen hätte.

Das Zitat in der Bibel aus dem Buch Jasher ist lakonisch und könnte den Eindruck vermitteln, daß der Stillstand der Sonne und des Mondes eine örtliche Erscheinung gewesen sei, die nur in Palästina im Tal von Ajalon und in Gibeon beobachtet wurde. Aber der kosmische Charakter dieses Wunders kommt in einem Josua zugeschriebenen Dankgebet deutlich zum Ausdruck:

hauses, versuchre in seinem lind) Ragnarnk (1S 3) das Vorhandensein von Geröll und. Kies auf dem Ge9reinsuntergrundc. in Amerika und Europa ZU erklären, indem er ein Zusammentreffen mit einem Kometen annahm, das die zugewandte 1 latbkugel der Erd,.: mir einem Schwall von Geröll überschüttete. Er datierte dieses Ereignis aber immerhin in eine Zeit. zu der bereits der Mensch die Erde bevölkerte. Doneilt war sich offenbar nicht bewuit, daß Whiston sein rorgÄnger gewesen war. Seine Annahme, dal. es Geröll nur in einer f fälle der Erde gebe, ist Wiilkiirlich und falsch.

 

 

59

 

Der Umfang des Gebietes, über das der himmlische Zorn hinwegging, wird durch dieses Dankgebet besonders betont: „All die Königreiche wankten ..."

Ein Schwall vorn Himmel herabstürzender Steine, ein Erdbeben, ein Wirbelwind und eine Störung der Erdbewegung – diese vier Erscheinungen gehören zusammen. Es scheint, daß ein großer Komet ganz nahe an der Erde vorübergezogen sein und ihren Lauf unterbrochen haben muß; ein Teil der in Nacken und Schweif des Kometen zerstreuten Steine versetzte der Oberfläche unserer Erde einen betäubenden Schlag.

Sind wir auf Grund des Buches Josua zu der Annahme berechtigt, daß irgendwann in der Mitte des zweiten Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung die Erde in ihrer gleichmäßigen Umdrehung von einem Kometen unterbrochen wurde? Diese Annahme zieht so viele Folgerungen nach sich, daß man sie nicht leichtfertig machen darf. Ich muß aber hierauf bemerken, daß, wenn auch diese Folgerungen zahlreich und weitreichend sind, die vorliegende Untersuchung doch in ihrer Gesamtheit eine in sich geschlossene Folge von Dokumenten und anderem Beweismaterial darstellt, die zusammengenommen das Gewicht dieser und auch aller anderen Behauptungen in diesem Buch zu tragen vermögen.

Es handelt sich hier um ein Problem der Mechanik. Ein Punkt in den äußeren Schichten der rotierenden Erdkugel (besonders in der Nähe des Äquators) bewegt sich mit einer höheren Umfangsgeschwindigkeit als ein

 

 

60

 

Punkt in den inneren Schichten, jedoch mit derselben Winkelgeschwindigkeit. Wird nun die Erde plötzlich angehalten (oder gebremst), so könn ten demzufolge die inneren Schichten bereits zum Stillstand kommen (oder in ihrer Umdrehungsgeschwindigkeit herabgemindert werden), während die äußeren Schichten noch das Bestreben haben, weiter -zu rotieren. Dies würde zwischen den verschiedenen flüssigen oder halbflüssigen Schichten Reibung hervorrufen, die ihrerseits wieder Wärme erzeugt; clic am äußersten Umfang liegenden festen Schichten würden auseinandergerissen werden und würden dadurch Gebirge und selbst Kontinente sinken oder aufsteigen lassen.

Wie ich später zeigen werde, sanken Gebirge ein und andere stiegen aus ebener Fläche auf; die Erde mit ihren Ozeanen und Ländermassen erhitzte sich; das Meer begann an zahlreichen Stellen zu kochen, der Fels zu schmelzen, Vulkane flanunten auf und Wälder brannten. Würde nicht ein plötzliches Anhalten der Erde aus einer Umfangsgeschwindigkeit von über 1500 Stundenkilometern am Aquator die völlige Zerstörung der Welt bedeuten? Da die Erde es überstand, müssen Umstände wirksam gewesen sein, welche die Verlangsamung der Erdrotation – wenn es eine solche überhaupt gegeben hat dämplien, oder es muß außer der Erwärmung noch einen anderen Auslaß für die Bewegungsenergie gegeben haben – oder sogar beides zusammen. Falls aber die Rotation ungestört fortdauerte, kippte möglicherweise die Erdachse unter der Einwirkung eines starken Magnetfeldes, so daß es aussah, als habe die Sonne für die Dauer von Stunden ihre 'ragesbewegung verloren'. Wir werden dieses Problem im Auge behalten und es im Nachwort dieses Bandes wieder aufgreifen.

Au j der arideren Seite des Ozean

Das Buch Josua, das aus dem noch älteren Buch jashcr zusammengetragen ist, zählt die Reihenfolge der Ereignisse auf. „Josua ... zog die ganze Nacht von Gilgal hinauf." Im frühen Morgengrauen fiel cr zu Gibeon über seine ahnungslosen Feinde her und „jagte sie den Weg entlang, der auf Beth-Horon zuführt". Als sie flohen, wurden große Steine vom Himmel herabgesdileudert. Am selben Tage („an dem Tage, als der Herr die Amoriter überantwortete") stand die Sonne still zu Gibeon und der

 

 

61

 

Mond im Tale Ajalon. Es ist darauf hingewiesen worden. daß diese Beschreibung von der Stellung der Gestirne folgern läßt, daß die Sonne am Vormittagshimmel stand. Das Buch Josua sagt, daß die Gestirne in der Mitte des Himmels standen.

Berücksichtigt man den geographischen Längenuntersdlied, so muß es auf der westlichen Halbkugel Nacht oder früher Morgen gewesen sein.

Wir greifen nach dem Fach, in dem die Bücher Tiber die historischen Überlieferungen der Ureinwohner Mittelamerikas stehen.

Die Begleiter des Columbus und Cortez trafen bei ihrer Ankunft in Amerika des Schreibens kundige Völker an, die ihre eigenen Bücher hatten. Die meisten dieser Bücher wurden im sechzehnten Jahrhundert von den Dorninikanermönehen verbrannt. Nur ganz wenige der alten Manuskripte blieben erhalten und werden heute in den Bibliotheken in Paris, im Vatikan, im Prado und in Dresden aufbewahrt; sie werden Codices genannt. und ihr Inhalt ist durchforscht und auch teilweise entziffert v orden. Unter den Indianern zur Zeit der Eroberungen und auch dcs folgenden Jahrhunderts gab es schriilkundige Leute, denen das in der Bilderschrift ihrer Vorfahren niedergeschriebene Wissen zugänglich war". In den mexikanischen Annalen von Cuauhtitlan '" — der im sechzehnten Jahrhundert in Nahua-Indianisch geschriebenen Geschichte des Reiches von Culhuacan und Mexiko wird berichtet, daß bei einer kosmischen Katastrophe, die sich in ferner Vergangenheit zutrug, die Nacht lange Zeit nicht aufhörte.

Die biblische Erzählung beschreibt, daß die Sonne noch einen weiteren Tag lang am Himmel blieb („etwa einen ganzen Tag"). Die Midraschim, die Bücher von den alten, in der Schrift nicht enthaltenen Überlieferungen berichten. Sonne und Mond hätten wahrend 36 itim oder 18 Stunden'

 

 

67

 

Die Erscheinung, daß „Blut" vorn Himmel herabregnete, ist in räumlich begrenzten Gebieten und in kleinerem Maßstab auch in jüngerer Zeit beobachtet worden. Ein derartiger Vorfall ereignete sich nach Plinius während des Konsulats des Manius Acilius und Gaius Porcius1'• Auch babylonische Quellen berichten, daß roter Staub und Regen vorn Himmel fielen"; insbesondere Fälle von „blutigem Regen" sind in verschiedenen Ländern aufgezeichnet worden''. Der rote wasserh3sliche Staub, der in Wassertropfen vorn Himmel fällt, hat seinen Ursprung nicht in den Wolken, sondern muß von Vulkanausbrüchen oder aus kosmischen Weiten kommen. Das Niedergehen von Meteoritenstaub nach dem Auftreten von Meteoriten ist eine allgemein bekannte Erscheinung; dieser Staub findet sich auf dem Schnee der Gebirge und der Polarregionen

Der Steinhagel

Nachdem der rote Staub niedergegangen war, war es ein „kleiner Staub wie Kuß aus dem Ofen", der „über ganz. Agyptenland stäubte(' (Exodus 9, 8), und dann flog ein Schauer von Meteoriten auf die Erde zu. Unser Planet geriet tiefer in den Schweif des Kometen hinein. Der Staub war ein Vorbote des Kieses. „Es regnete einen sehr großen Hagel, desgleichen in Agypten nicht gewesen ist, seitdem es gegründet ist, bisher" (Exodus 9, 18). Steine von barad, hier mit Hagel wiedergegeben, ist, wie in den meisten Fällen, wo es in der Bibel vorkommt, der Ausdruck für Meteoriten. Wir erfahren auch aus Quellen des Talmud und der Midraschim, daß die Steine, die in Agypten fielen, heiß waren"; dies paßt nur auf Meteoriten und nicht auf einen Hagel. aus Eis'''. In der

15 Plinius, Historia nat:trali5 tf, 57. Ein anderer Fall ereignctc sich nach Plurarih unter der Regierung öes Rornulus.

X. Kugler, Babylonische Zeitordnung (Band 11 der Sternkunde .und Scerndienst in Babel) (1909-19110. 5.114.

17 D. F. Arage. A.^t7r;ni,nuic pup:staire (1›:54-157) IV, 5.209 f.; Abel lt,:nat, Caralogue des bolides er des a•ofithes obserz, Chine et dans les pays ve.,i.ins (1819), S. 6.

1` Man schützt,       Tenne Meteorituristaub auf die Erde niUt. Babylonist:1,er Talmud, Traktat Berakbot 54 b; ander-2 Textquellen GinLber,;. Legends VI, 178.

9.0 Ins Buche jostia beint es, „grol;L. Steine" vorn 1 lim:nel fielen und dann werden sie als „Steine yon barad" bezeichnet. „Das also ägyptische \Vozt für Hagel, AR, wird auch auf einen S,:liaLhir vun Sand und Srein•n aniJc•ender; in den Streit zwischen

Iiorus und Setli wird beschrieben, nie Isis auf Biesen ,er n            Omen Hagel von Sand',

herabscndec". A. Macalister,     f lastings nicticinary ei the ßilh'e ;1901-1904;.

 

 

68

 

Schrift heißt es, daß „Hagel und Feuer durcheinanderfuhren" (Exodus 9, 24) – eine Angabe, deren Bedeutung ich im folgenden Abschnitt besprechen werde –, und daß ihr Fall von »lauten Geräuschen" (kolot) begleitet war, was „mit Donnerrollen" wiedergegeben wird, aber nur eine bildliche und keine buchstäblich genaue Übersetzung darstellt, da das Wort für "Donner" raam ist und hier nicht gebraucht wird. Das Niedergehen der Meteoriten wird von Krachen oder explosionsähnlichem Geräusch begleitet, und in diesem Falle war es so „mächtig", daß entsprechend der biblischen Erzählung die Leute im Palast ebenso vom Getöse der herabfallenden Steine erschreckt wurden, wie durch Zerstörungen, die diese anrichteten (Exodus 9, 28).

Der rote Staub hatte das Volk geängstigt, und es war eine Warnung ausgegeben worden, Mensch und Vieh unter Obdach zu halten: „Und nun sende hin, und verwahre dein Vieh und alles, was du auf dem Felde hast. Denn alle Menschen und das Vieh, das auf dem Felde gefunden wird und nicht in die Häuser gesammelt ist, so der Hagel auf sie fällt, werden sterben" (Exodus 9, 19). „Welcher Herz aber sich nicht kehrte an des Herrn Wort, die ließen ihre Knechte und ihr Vieh auf dem Feld" (Exodus 9, 21).

Ähnlich auch der ägyptische Augenzeuge: „Das Vieh ist sich selbst überlassen, und da ist niemand, es allesamt zusammenzutreiben. Jeder holt für sich allein, was mit seinem Namen gebrannt ist." 21 Das erschrockene Vieh floh vor dem Schauer von Steinen und Feuer.

Ipuwer schrieb weiter: „Bäume sind vernichtet", „keine Früchte, keine Kräuter sind zu finden", „das Korn ist allenthalben vernichtet", „es ist vernichtet, was gestern noch gesehen ward. Das Land ist der Ausdörrung überlassen, gleich wie geschnittener Flachs" 22. An einem einzigen Tage wurden Felder zu Ödland. In dem Buch Exodus (9, 25) ist geschrieben: „Und der Hagel (Steine von barad) schlug alles Kraut auf dem Felde und zerbrach alle Bäume auf dem Felde."

Die Beschreibung einer solchen Katastrophe findet sich in den VisuddhiMagga, einem buddhistischen Text über die Weltalter. „Wenn ein Weltalter durch Wind zerstört wird ... so erhebt sich zu Beginn eine Weltalter vernichtende große Wolke ... Es erhebt sich ein Wind, das Weltalter zu zerstören, und zuerst wirbelt er feinen Staub auf und dann groben Staub und dann feinen Sand und dann groben Sand und dann

 

 

69

 

Kies, Steine bis zu Felsblöcken so groß ... wie die mächtigen Bäume auf den Hügelkuppen." Der Wind „kehrt das unterste zu oberst", weite Flä chen „bersten und werden hochgeschleudert", „alle die Gehöfte auf der Erde" werden vernichtet in einer Katastrophe, wenn „Welten mit Welten zusammenprallen" '3. Die mexikanischen Annalen von Cuauhtitlan beschreiben eine kosmische Katastrophe, die von einem Steinhagel begleitet war; auch in den mündlichen Überlieferungen der Indianer kehrt das Motiv immer wieder: zu alter Zeit „regnete es vom Himmel nicht Wasser, sondern Feuer und rotglühende Steine" 24, eine Überlieferung, die von der hebräischen nicht abweicht.

Erdöl

Rohes Petroleum wird aus zwei Elementen gebildet, Kohlenstoff und Wasserstoff. Die beiden Haupttheorien über den Ursprung des Petroleums sind:

1. die anorganische Theorie: Wasserstoff und Kohlenstoff wurden in den Gesteinsformationen der Erde unter großer Hitze und großem Druck zusammengebracht;

2. die organische Theorie: Wasserstoff und Kohlenstoff, die das Petroleum bilden, stammen beide von Überresten pflanzlichen und tierischen Lebens, in der Hauptsache von mikroskopischen Meeres-und Sumpflebewesen.

Die organische Theorie setzt voraus, daß dieser Vorgang einsetzte, als Leben bereits in Menge vorhanden war, zumindest auf dem Grunde des Meeres 25.

Die Schweife der Kometen bestehen in der Hauptsache aus Kohlenstoff-und Wasserstoffgasen. Mangels Sauerstoff brennen sie zwar nicht im Fluge, wohl aber fangen die entzündlichen Gase beim Durchgang durch

 

 

70

 

dic Sauerstoff enthaltende Atmosphäre Feuer. Wenn Kohlenstoff und Wasserstoffgase oder auch aus diesen beiden Elementen zusammengesetzte Schwaden in großer Masse in die Atmosph:ire eintrete», so geht ein Teil davon in Flammen auf und bindet allen im Augenblick verfügbaren Sauerstoff; der Rest bleibt unverbrannt und wird statt dessen in schnellem Übergang flüssig. Diese flüssige Substanz dringt dann beim Auffallen auf den Boden in die Poren des Sandes und in dic Spalten des Gesteins ein; fällt sie auf Wasser, so bleibt sie darauf schwimmen, wenn das Feuer in der Luft verlöscht ist, bevor neue Mengen Sauerstoff von weither nachkommen.

Das Niedergehen einer klebrigen Flüssigkeit, die auf die Erde herabkam und mit dickem Qualm abbrannte, wird in den mündlichen und schriflliehe» Überlieferungen der Bewohner beider Halbkugeln geschildert_ Popol-Vuh, das heilige Buch der Mayas, erzählt24: „Es war Untergang und Zerstörung        Das Meer türmte sich auf . _ Es war eine große

Überschwemmung ... Menschen ertranken in einer klebrigen Masse. die vom Himmel herabregnete ... Auf der Erde wurde es dunkel, und der düstere Regen währte Tage und Nächte ... Und dann erhob sich ein großes Getöse von Feuer über ihren Häuptern." Die gesamte Bevölkerung des Landes wurde ausgetilgt.

Das Manuskript QuicK hält das Bild fest, wie die Bevölkerung Mexikos im herabströmenden Pech umkommt": „Da ging vom Himmel ein Regen von Pech und von einer klebrigen Masse nieder . Dic Erde verdunkelte sich und es regnete Tag und Nacht. Und Menschen liefen hierhin und dorthin und waren wie vom Wahnsinn ergriffen; sie versuchten, auf die Dächer zu klettern; aber die Häuser stürzten zusammen; sie versuchten, die Bäume zu erklimmen, aber die Bäume warfen sie weit weg, und wenn sie versuchten, in Höhlen und Gruben unterzuschlüpfen, so wurden diese plötzlich verschlossen."

Ein ähnlicher Bericht ist in den .Annalen von Cuauhtitlan erhalten''. Das Weltalter, das in dem feurigen Regen sein Ende nahm, wurde Quiauhtonatiuh genannt. was „die Sonne des Feuerregens" bedeutet'''.

 

 

71

 

Und fern von hier, auf der anderen Halbkugel, in Sibirien, bewahrten die Vogulen durch Jahrhunderte und Jahrtausende folgende Erinnerung: „Gott sandte ein Meer von Feuer auf die Erde herab ... die Ursache des Feuers nennen sie ,das Feuerwasser`.""

Einen halben Erdquadranten weiter nach Süden, in Ostindien, erzählen die uransässigen Stämme, daß in ferner Vorzeit Sengle-Das oder „feuriges Wasser" vorn Himmel herabgeregnet sei; bis auf wenige Ausnahmen kamen alle Menschen um'''.

Nach der Beschreibung des Buches Exodus war die siebte Plage barad (Meteoriten) und Feuer, gcmengt mit dem barad, „so grausam, daß desgleichen in ganz Agyptenland nie gewesen war, seitdem Leute darin gewesen sind" (Exodus 9, 24). Es waren da Donner (genauer: lautes Getöse) und barad, „daß das Feuer auf die Erde schoß" (Exodus 9, 23).

Der Papyrus Ipuwer beschreibt dieses verzehrende Feuer „Tore, Saulen und Wände werden vom Feuer verzehrt. Der Himmel ist in Verwirrung"'''. Dieses Feuer habe beinahe „die Menschheit ausgerottet". Die Midraschim bestätigen in einer Anzahl Textstellen, daß Naphta, zusammen mit heißen Steinen, sich über Agypten ergoß. „Die Agyptcr weigerten sich, die Juden ziehen zu lassen, und Er goß Naphta über ihnen aus, welches Beulen (Blasen) brannte." Es war ein „Strom heißen Naphtas""3. Naphta bedeutet auf Aramäisch und Hebräisch Petroleum. Die Bevölkerung Agyptens wurde „verfolgt durch wunderbare Regengüsse, durch Hagel und Gewitter, denen sie nicht entrinnen konnten, und durch Feuer verzehrt. Denn das \Vunderbarste dabei war, daß das Feuer mitten in dem alles auslöschenden Wasser eine größere Wirkung hatte" 31, wie das die Eigenart brennenden Petroleums ist; in der Aufzählung der Plagen im Psalm 105 wird es mit „Feuerflammen" bezeichnet, und bei Daniel (7, 10) mit „Fluß von Feuer" oder „feuriger Strahl".

In der Passah-Haggadah wird gesagt, daß „mächtige Männer in Pul und Lud (Lydicn in Kleinasien) am Passah von einer verzehrenden Feuersbrunst vertilgt wurden".

 

 

74

 

Die fortwährenden Brände in Sibirien, im Kaukasus, in der arabischen Wüste und überall anderwärts waren nichts anderes als ein 'Wiederaufflackern im Gefolge des Weltenbrandes jener Tage, als die Erde in den Dünsten von Kohlenstoff und Wasserstoff eingefangen war.

In den folgenden Jahrhunderten wurde das Petroleum verehrt und an geheiligten Stätten verbrannt, auch wohl für häusliche Zwecke benützt. Dann vergingen viele Jahrhunderte, in denen cs gänzlich außer Gebrauch war. Erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts begann der Mensch, dieses zu verwerten, das teilweise von dem Kometen aus der Zeit des Auszugs aus Agypten stammte. Er machte die in ihm ruhenden Möglichkeiten nutzbar, und heute wimmeln die Wege von Fahrzeugen, die von eben diesem UI angetrieben werden. Der Mensch erhob sich in die Lüfte und verwirklichte den uralten Traum, wie ein Vogel zu fliegen; auch hierfür verwendet cr die Hinterlassenschaff jenes Eindringlings, der Feuer und stickige Schwaden über seine Vorfahren ergossen hatte.

Die Finsternis

Die ,Erde drang tiefer in den Schweif des anstürmenden Kometen ein und näherte sich seiner Hauptmasse. Wenn man den Quellen glauben darf, so führte diese Annäherung zu einer Störung der Erdrotation. Ausgelöst durch die Ander ling oder gar Umkehrung der Rotationsgeschwindigkeit, sowie durch die cinherbrausenden Gas-, Staub- und Aschenmassen des Kometen, brausten ungeheure Orkane über die Erde hinweg.

Zahlreiche rabbinische Quellen beschreiben die Schrecken der Finsternis; das Material läßt sich etwa folgendermaßen ordnen: '" Ein überaus starker Wind wehte sieben Tage lang ohne Unterlaß, und während der ganzen Zeit war das Land in Finsternis gehüllt. „Am vierten, fünften und sechsten Tage war die Finsternis so dicht, daß sie (die Bewohner Agyptens) sich nicht von der Stelle rühren konnten". „Die Dunkelheit war solcher Art, daß sie mit künstlichen Mitteln nicht zu durchdringen war. Der Schein des Feuers wurde entweder durch die Gewalt des Sturms ausgelöscht, oder er wurde von der Dichte der Finsternis unsichtbar gemacht und verschluckt ... Nichts war mehr zu unterscheiden ... Keiner konnte hören oder sprechen, noch wagte jemand Speise zu sich zu nehmen, son-

 

 

75

 

dem alle legten sich hin ... ihre äußeren Sinne in tiefer Benommenheit. Und so verharrten sie, überwältigt von der Heimsuchung."

Die Dunkelheit war derartig, daß „sie nicht sehen und wegen der Schwere der Luft nicht armen konnten"."; sie war „nicht vongewöhnlicherirdischer Art`'

Die rabbinische Tradition behauptet int Gegensatz zu dem. was sich aus der hihlisehen Erzählung ergibt, daß während der Plage der Finsternis die große Mehrheit der Israeliten umkam und nur ein kleiner Bruchteil der ursprünglich in Agypten lebenden Israeliten davonkam, um den Auszug zu erleben. Neunundvierzig von jeweils fünfzig Israeliten sollen durch diese Plage umgekommen sein'''.

In el-Arish an der Grenze zwischen Agypten und Palästina wurde ein Schrein aus schwarzem Granit gefunden, der folgende Hierog,I yphenInschrift trägt: „Das Land war in großer Not. Unglück befiel die Erde . Es war ein ungeheurer Aufruhr in der Hauptstadt ... Niemand konnte den Palast verlassen (es gab keinen Ausgang aus dem Palast) neun Tage lang, und während dieser neun Tage des Aufruhrs war ein solcher Sturm, daß weder Menschen noch Götter (die königliche Familie) die Gesichter uni sich sehen konnten."'"

Dieser Bericht gebraucht fast dieselben Worte für die Schilderung der Finsternis, wie das Buch Exodus 13, 22: „Und da ward rine dicke Finsternis in ganz Agyptenland drei Tage, daß niemand den anderen sah, noch aufstand von dem Orte, da cr war, in drei Tagen." Der Unterschied in der Zahl der Tage (drei und neun) wird durch die rabbinischen Quellen etwas ausgeglichen, wo diese Zeitdauer mit sieben Tagen wiedergegeben ist. Der Unterschied zwischen sieben und neun Tagen kann vernachlässigt werden, wenn man die Subjektivität der Zeitschätzung unter solchen Begleitumständen in Betracht zieht. Auch die Beurteilung der Finsternis nach ihrer Undurchdringlichkeit ist subjektiv; die rabbinischen Quellen sagen, daß zeitweise eine ganz schwache Sicht herrschte, während die übrige Zeit (drei Tage) überhaupt keine Sicht war.

 

 

81

 

Dreizehn

„Um Mitternacht" wurden alle Häuser Agyptens zerschlagen; „es war nicht ein Haus, darin nicht ein Toter war". Dies geschah in der Nacht des vierzehnten des Monats Abib (Exodus 12, 6; 13, 4), der Nacht vor dem Auszug. Es scheint, daß die Israeliten Passah ursprünglich am Vorabend des vierzehnten Abib feierten.

Der *Monat Abib heißt „der erste Monat" (Exodus 12, H). Thout war der Name des ersten Monats der Agyptcr. Was für die Israeliten ein Festtag wurde, wurde für die Agypter ein Tag des Traucrns und Fastens. „Der dreizehnte Tag des Monats Thout (ist) ein sehr schlechter Tag. Du sollst gar nichts tun an diesem Tage. Es ist der Tag des Kampfes, den Horus mit Scth ausfocht." 73

Die Hebräer zählten (und zählen noch) den Beginn des Tages Von Sonnenuntergang ab'', während die Agypter von Sonnenaufgang an rechneten''. Da sich die Katastrophe umMitternacht abspielte, war es für dieisraeliten der vierzehnte Tag des (ersten) Monats, für die Agypter der dreizehnte.

Ein Erdbeben, das durch die Berührung oder den Zusammenstoß n»'t einem Kometen hervorgerufen wird, muß gleichzeitig auf dem ganzen Erdenrund zu spüren sein. Ein Erdbeben ist eine Erscheinung, die von Zeit zu Zeit auftritt; ein Erdbeben in Begleitung eines kosmischen Zusammenstoßes jedoch würde als ungewöhnlich hervortreten und von den

 

 

82

 

Oberlebenden als ein denkwürdiges Ereignis in der Erinnerung bewahrt werden.

Im Kalender der westlichen Halbkugel, am dreizehnten Tag im Monat des Namens oliv, „Bewegung" oder "Erdbeben" 76, soll eine neue Sonne ein neues Weltalter heraufgeführt haben". Die Azteken rechneten wie dic Ägypter den Tag vom Sonnenaufgang ab".

Hier haben wir beiläufig auch die Antwort auf die Frage nach dem Ursprung des Aberglaubens, der die Zahl 13 und ganz besonders den dreizehnten Tag als unglücklich und unheilvoll betrachtet. Noch heute ist es die Überzeugung vieler abergläubischer Menschen, unverändert durch die Jahrtausende und selbst in den gleichen Wendungen ausgedrückt: „Der dreizehnte Tag ist ein sehr schlechter Tag. Du sollst nichts tun an diesem Tage!"

Ich glaube nicht, daß irgendeine Nachricht über diesen Aberglauben aus der Zeit vor dem Exodus zu finden ist. Die Juden selbst teilten bemerkenswerterweise diesen Aberglauben von der unglückbringenden Zahl 13 (oder 14) nicht.

 

 

83

 

DER ORKAN

Die plötzliche Verlagerung der Atmosphäre unter dem Ansturm der Gasmassen des Kometen, das Strömen der von seiner Masse angezogenen Luft und der durch die Massenträgheit hervorgerufene Schwall beim Anhalten der Erdrotation oder bei der Verschiebung ihrer Pole - all das wirkte zusammen, um Orkane von ungeheurer Geschwindigkeit und Gewalt und von weltweitem Ausmaß hervorzurufen.

Das Manuskript Troano und andere Urkunden der Mayas beschreiben eine kosmische Katastrophe, bei der das Meer über das Festland herfiel und ein furchtbarer Orkan über die Erde hinwegfegte'. Der Orkan riß alle Städte und Wälder um und führte sie mit sich fort'. Berstende Vulkane, Berge überspülende Fluten und anstürmende Winde drohten die Menschheit auszutilgen, und zahlreiche Arten von Tieren vertilgten sie auch tatsächlich. Das Antlitz der Erde wandelte sich, Berge stürzten ein, andere Berge wuchsen und erhoben sich über die aus den Weiten des Ozeans herangeführte, wild anstürmende Wasserwoge, zahllose Flüsse verließen ihr Bett, und ein wilder Wirbelsturm zog seine Bahn durch die vom Himmel herabregnenden Trümmer, Das Ende des Weltalters war verursacht durch Hurakan, die Naturkraft, die Finsternis mit sich brachte und Häuser, Bäume, ja selbst Felsen und Erdhügel mit sich riß. Von diesem Namen leiten sich „Hurrikan" bzw. „Orkan" ab, die Wörter, die wir für einen starken Wind gebrauchen. Hurakan vernichtete den größten Teil der Menschenrasse. In der sturmdurchbrausten Finsternis fiel eine harzige Masse vom Himmel und teilte sich mit Feuer und Wasser in die Vernichtung der Welt3. Fünf Tage lang war, abgesehen von brennendem