"Kalkbrennöfen der Eisen- und römischen Kaiserzeit http://www.vml.de/d/cover.php?ISBN=3-89646-513-9
zwischen Weser und Weichsel" von Kay-Uwe Uschmann
Kurze Zusammenfassung der Untersuchung
- Grabungsdokumentationen waren durch veränderter Verwaltungsgliederungen nicht immer einsehbar
- die Öfen liegen oft unmittelbar unter der heutigen Pflugschicht
- überlieferte Reste wurden oft nicht als Kalkerzeugungsstätten erkannt
- die entscheidende Rolle spielte bei den " Germanen" der Wiesenkalk,
der zum Teil eine Stärke von 7, 50 m erreicht
- Kalkbrennöfen wurden oft als Backöfen interpretiert, dieses Erklärungsmuster wurde über lange
Zeit nicht diskutiert, keine Analyse der Ofeninhalte
- im Gegensatz zur bundesrepublikanischen Forschung, entwickelte sich in der DDR eine
intensive Auseinandersetzung mit diesem Thema
- generell geht man heute davon aus, dass nahezu überall das Brennen des Kalkes bekannt war
(Römer, Griechen, Ägypter, Chinesen, Maya, Babylonier)
- man sollte die These aufgeben, dass den Germanen erst durch römisches Vorbild
das Kalkbrennen gelang.
- Wichtigstes Argument für eine selbstständige Erschließung der Technologie ist die Tatsache,
dass in den frühesten Brenngruben Kalk nachweisbar ist
- Eigenbedarfsproduktion durch bäuerliche Gelegenheitheitskalkbrenner ist wahrscheinlich
- die Ausbeute des Brennprozesses schwankt schätzungsweise zwischen 2 und 850 kg Branntkalk
- in der Niederlausitz wurden auf fast allen Wohnplätzen Kalkbrennöfen lokalisiert
- als schwierig erwiesen sich Experimente zur Kalkbrennerei durch die unzureichende
Unterstützung dieses Projektes
- im Gewölbebereich erschienen die hellrot glühenden Steine fast glasig - durchsichtig (glasig-hellrosa)
- Kalk und Quarz hatten unter der hohen Temperatur des Brennprozesses eine blaue
bis grüne Glasur gebildet
- während des Brennprozesses wurden die Steine der obersten Schicht erst bläulich dann leicht violett
- in den Brennanlagen konnten verschiedene Arbeiten durchgeführt werden
- es wird berichtet, dass in Berlin und Brandenburg noch bis zum Zweiten Weltkrieg
Bauern Kalkstein in Feldöfen brannten
- aus allen Teilen der Welt gibt es Nachrichten über Branntkalkerzeugung
- auch verschiedene " Naturvölker" beherrschen die Branntkalkherstellung, Ausgangsmaterial
waren auch Korallenkalk, Muschel-und Schneckenschalen
- Fichtenholzbefeuerung erzeugt einen weißen Kalk
- in Lepenski Vir wurde im 6. Jahrtausend v. Chr. eine Mörtelmasse als Bodenstabilisator verwendet
- in Mesopotamien Kalk für Seife, Salben und für das Haarbleichen beziehungsweise Haarentfernen
- in Ägypten zur Entfettung von zu färbenden Textilien
- auf Kreta Kalkverwendung als Baumaterial
- in den ältesten Schichten von Troja Kalkmörtel als bindender Baustoff
- in den alttestamentarischen Schriften wird wiederholt auf Anwendungen in der
Bauwirtschaft hingewiesen
- bei den Griechen garantierte Stuck einen monolithischen Effekt, Kalkmörtel in großen Mengen
für Fundamente der 458v. Chr. erbauten langen Mauer
- es wurden auch bei den Griechen Schneckengehäuse verwendet
- Branntkalk wurde bei aufwendigen Wasserleitungsbauten verwendet
- bei den Römern musste der Kalk per Gesetz drei Jahre sumpfen, um eine gleichbleibende
Qualität zu gewährleisten
- Römer kannten den hydraulischen Mörtel
- beim Bau der Trierer Wasserleitung sollen 4500 t Kalk verbraucht worden sein
- in byzantinischer Zeit wurde ungelöschter Kalk als Bestandteil zur Zündung von Brandsätzen verwendet
- schon in der griechischen Antike wurde gebrannter Kalk zur Verbesserung des Weines benutzt
- gelöschter Kalk wurde bei den Römern zur Aufhellung von Getreidekörnern benutzt
- Branntkalk war bei den Römern als Düngemittel hoch geschätzt, zum Beispiel im Wein- und Olivenanbau
- die Bezeichnung von Kalk als Malter
- bei der Lederherstellung wurde Kalk zum Enthaaren benutzt
- Kalkanstriche verminderten Pilz- und Ungezieferbefall
- schon Tacitus berichtet vom Bestreichen der Hauswände bei den Germanen
- Kalk sehr früh schon als Außen- und Innenanstrich
- in der Töpferei führt die Zugabe von Kalk zur Tonmasse zu einer Versinterung des Tones
bereits bei niedrigen Temperaturen
- Verwendung von Ätzkalk bei Kitt- und Leimzubereitungen
- Kalkleime zum Abdichten von Wasserrohren und Zisternen und zum Kleben von Glasbruch
- auch zum Leimkochen aus tierischen Abfällen benötigte man gebrannten Kalk in größeren Mengen
- aus Quark und einer bestimmten Menge Kalk entsteht Kaseinleim, ein Träger für mineralische Farbstoffe
unter Zugabe von Lein- oder Mohnöl wird diese entstandene Farbe wasserfest und deckt
nach kurzer Trockenzeit ausgezeichnet
- Kalk diente als Hilfsmittel bei der Reinigung von Horn-, Bein- und Metallarbeiten
- auch Bernstein wurde mit ungelöschtem Kalk behandelt, er löst die äußere Rinde und
verleiht einen hellen Glanz
- Branntkalk mit Hundemilch gelöscht ergab ein Poliermittel für Perlen
- gebrannter und auch ungebrannter Kalk spielten bei der Eisenerzeugung eine bedeutende Rolle
- mittelalterliche Metallurgen nutzten Kalk zu Kieselsäurebindung
- Kalkdüngung war allgemein bekannt
- Kalkbehandlung von Saatgetreide kann Pilz- und Parasitenbefall verhindern
- Eicheln im Kalkwasser gewässert sind genießbar und in vielen Formen für den menschlichen
Verzehr genutzt worden
- Kalkpulver war unersetzlich beim Einlegen von geräuchertem Fleisch, beim Frischhalten von
Hühnereier oder Äpfeln, bei der Entsäuerung von Most und Wein
- Verwendung von Kalk zum Bleichen von Wäsche
- Talkkerzen wurden aus einer Mischung von Hammel- oder Rindertal und Kalkmilch hergestellt
- zur Herstellung von Seife wurde Kalk verwendet
- Kalk wurde zum Bleichen und Färben der Haare verwendet, ungelöschter Kalk erzeugt
hellrote Haare und eine Stabilisierung der Frisur
- auch gegen Läuse wurde Kalk verwendet, weiterhin diente er zur Körperenthaarung
- nicht vollständig gelöschter Kalk eignet sich zur Verringerung von Luftfeuchtigkeit in
Räumen und verschlossenen Behältnissen
- auch im mitteleuropäischen Raum wurde gebrannter Kalk bei inneren und
äußeren medizinischen Behandlungen verwendet
- breite Anwendung der unterschiedlichen Formen des Kalks auch in der Tiermedizin
- auch bei der Einnahme von Rauschmittel wurde Kalk verwendet, um eventuell
unangenehme Nebenwirkungen einzudämmen
- die Anwendung von Kalk als Desinfektionsmittel in Siedlungen ist wahrscheinlich
- bei Grabritualen wurde ungelöschter Kalk zur Entwässerung und beschleunigten
Zersetzung verwendet, auch bei südamerikanischen Indianern bekannt
- der konstante Alltagsbedarf machte eine regelmäßige, eigenständige
bäuerliche Kalkproduktion notwendig
- die Diskrepanz zwischen der großen Anzahl regelmäßig auf Siedlungsplätzen
auftretender Kalkbrennanlagen und eindeutigen archäologischen Nachweisen der
Kalknutzung bleibt weiterhin bestehen